
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch …
Türen:
Offene Türen, verschlossene Türen, Türen, die einem vor der Nase zugeworfen werden, Türen, durch die wir freundlich ins Haus gebeten werden.
Kleine unscheinbare Türen, bunt bemalte Haustüren, große reich verzierte Portale an Domen, Schlössern und mächtigen Burgen, Falltüren, Gefängnistüren, die laut ins Schloss fallen.
Türen geben Sicherheit, schützen vor Eindringlingen, stellen Verbindungen her zwischen drinnen und draußen.
Türen erwecken Erwartungen – erwartet mich Reichtum oder Armut, Not Krankheit. Möchte mir jemand eine Botschaft bringen, mich einladen, mich abweisen?! Möchte jemand etwas von mir haben?
Türen in der Weihnachtsgeschichte
Die Türe, als der Engel die Botschaft an Maria überbrachte, Die Tür bei der Herbergssuche,
die Palasttür des König Herodes,
die Tür des Stalles, der Höhle,
die Grenze nach Ägypten.
Plötzlich war der Engel da – Wie kam er herein? Von einer Türe ist nicht die Rede. Maria erschrak als sie die Botschaft hörte. Du sollst einen Sohn gebären, er soll Jesus heißen. Und so kam es dann auch.
Bei Krippenspielen wird gesungen:
„Wer klopfet an?“ „Oh, zwei gar arme Leut“ „Was wollt ihr ham?“ „Wir suchen Herberg heut.“
– Nein, ich habe keinen Platz, alles belegt! Sind sie angemeldet? Können sie sich ausweisen?
Maria und Josef müssen in ihrer Situation weiterziehen und finden eine „Herberge“, einen Stall, wie M. Luther übersetzt.
Eine offene Türe! Der Erzengel Gabriel bewachte den Eingang nicht wie im Paradies.
„Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradies, der Engel steht nicht mehr dafür, Gott sei Lob, Ehr und Preis.“
Aber wie soll denn hier ein Kind geboren werden bei Ochs und Esel. Heu und Stroh und einer Krippen? – Kein warmes Bettchen, kein Wasser, kein Wehenschreiber, keine Hebamme! Und doch wird Christus geboren!
„Er liegt in einer Krippen bloß, auf Heu und Stroh, in Windeln gewickelt…“
Heinrich Waggerl lässt den Stall wenigstens vorbereiten. Der Engel Gabriel ruft alle Engel zu sich: kehrt den Stall, schüttelt das Stroh, vertreibt Insekten usw. hinauf auf die Dachsprossen und singt das Gloria in Excelsis Deo.
Denken wir nicht auch manchmal – hätte ich doch nur die Tür geöffnet!
Das Haus ist ja weihnachtlich geschmückt, gebacken sind Stollen und Plätzchen. Ein guter Brauch in manchen Ländern, wenn ein Gedeck mehr auf dem Festtagstisch auf einen unverhofften Besuch wartet. Die Krippe ist aufgestellt – Ochs und Esel dürfen nicht fehlen – aber wie kommen sie denn in den Stall?!
Wie Ochs und Esel an die Krippe kamen – auch hier hat Heinrich Waggerl eine Antwort.
Offene Tür für die Hirten.
Die Hirten auf dem Felde sahen ein großes Licht, hörten die Stimme des Engels und … machten sich auf den Weg.
Johann-Sebastian Bach lässt im Weihnachtsoratorium singen:
„Frohe Hirten, eilt ach eilet,
eh ihr euch so lang verweilet,
Eilt, das holde Kind zu sehn.
Geht, die Freude heißt so schön
Sucht die Armut zu gewinnen
Und labet Herz und Sinnen.“
J. S. Bach: „So geht denn hin ihr Hirten geht, dass ihr das Wunder seht. Und findet ihr des Höchsten Sohn in einer harten Krippen liegen, so singet ihm bei seiner Wiegen, aus einem süßen Ton und mit gesamtem Chor dies Lied zur Ruhe vor:
Schlafe mein Liebster, genieße der Ruh …“ Und sie kehrten um und verkündeten was sie gehört und gesehen hatten.
Wohin führt unser Weg, wenn ein „Engel“ ruft? Wie und wo verkünden wir die frohe Botschaft vom Frieden, in unseren Wohnungen, Häusern, Familien, ja in der Welt?
„Geh, ruf es auf dem Berge über die Hügel weit in das Land: Jesus Christus ist geborn.“
Die Weisen.
Sie folgten dem Stern nach Bethlehem? Nach Bethlehem? Nein, sie bewegten sich mit ihrem Tross nach Jerusalem zum Palast des Königs.
Herodes empfing sie. Als er hörte, weswegen sie gekommen waren, erschrak er. Er wies sie aber nicht ab, sondern bat sie den neugeborenen König zu suchen und wenn sie ihn gefunden haben, mögen sie wiederkommen.
J. S. Bach: „Zieht hin und forschet fleißig nach dem Kindlein, und wenn ihrs findet, sagt mirs, dass ich auch komme und es anbete.
Sie zogen hin, funden das Kindlein fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“
Ich steh an deiner Krippen hier o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Herz, Seel und Geist nimm alles hin.
Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie nicht wieder nach Jerusalem gehen sollten. Und zogen durch einen anderen Weg in ihr Land.
Schreckliches wurde dadurch verhindert.
(In einem kleinen Engelbuch heißt es: Die Weisen aber sollen weise und leise um den mordenden König einen großen Bogen machen und sich wieder von den Sternen leiten lassen.)
Und wir Franken
In einem Mundartbuch – Fränkisch –
wird eine Geschichte erzählt, pragmatisch wie wir eben sind:
Als der König Kaspar aufbrach ins Heilige Land, kam er in eine Kleinstadt. Ein König, er muss sich doch ins Goldenen Buch eintragen und ohne Geschenk können wir ihn nicht ziehen lassen. Bürgermeister und Stadtrat überlegten, was sie ihm mitgeben könnten etwas Besonderes aus unserer Gegend soll es sein. Ah, unsere Streuobstwiesen brachten reichlich Kräckerla – Äpfel.
Die Säukräckerla, die Esskräckerla, die Hirschkräckerla. Guter Rat war teuer.
Die Säukräckerla, die kleinsten, die machen was her, der Wagen wird voll. Nein! Nach langem Beraten einigten sie sich auf die großen, die Hirschkräckerla. Auch Meerrettich und Honig mussten mitgenommen werden. In Bethlehem angekommen, wusste der König nicht, was er mit den Geschenken anfangen soll. Erst als Josef geklagt hatte, dass kein Futter für die Tiere vorhanden sei, das Jesus Kind hustet, verschnupft sei fiel dem König ein: die Kräckerla, der Meerrettich und der Honig.
Der Futtertrog wurde schnell gefüllt, ein Brustwickel dem Kind aufgelegt, der Schnuller in Honig getaucht.
Das Kind war am nächsten Tag gesund, die Tiere erholten sich kamen zu Kräften. So konnte der Esel das Kind und seine Mutter in einem Zug – so heißt es – nach Ägypten bringen.
Keine Grenzen hinderten die Familie, jedoch Sandstürme, Überfälle usw. Der Esel aber führte sie auf sicheren Wegen. Sie waren in Sicherheit im fremden Land. Gottes Wege sind so wunderbar!!!
Mögen auch wir die Stimmen der Engel hören, die Zeichen der Zeit erkennen. Öffnet Tor und Türen weit! Nun beginnt die Freudenzeit. Heut zieht Jesus bei uns ein, lasst uns dafür dankbar sein.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Geleit im neuen Jahr.
Johanna Stöckel